Ein Bericht

Beim Halbmarathon im Norden von Berlin — eigentlich mein Lieblingshalbmarathon, von der Strecke her, von den Teilnehmern her, passierte mir Folgendes; ich schrieb es einem Läufer, der wegen Krankheit zu Hause bleiben musste, am Tag danach:

"Der Wettkampf, lief, wie ich Dir am Telefon schon anklingen ließ, nicht so gut für mich ab. Ich finde jetzt erst dazu Worte. Hab einiges in mein Lauftagebuch von gestern zur inneren Lage z. B. ab Kilometer 10 notiert. Wo es auf der langen Asphaltgeraden der Holzhauser Straße ganz ganz lange weitergeht, Du ahnst es nicht, wie der Straßenbelag sich kilometerweit streckt  man kann es nur ahnen, wie man irgendwo auf kleineren Straßen, auch Gärten entlang, zum Park, zum See kreuz und quer, und bis über die Borsigwerke hinaus irgendwo, irgendwann zur Holzhauser Straße zurückrennt, zu Start und Ziel. Was da einem Läufer durch den Kopf geht, der noch über die Hälfte irgendwie langzuflitzen vor sich hat. Aber ich merke, ich schaffe es nicht; zumindest zu meinen minimalen Zeitvorstellungen. Und da half mir nur runterschalten  und nur nicht an Gehen denken. Nicht einen Schritt! Und nicht neben Läufern sich aufhalten, die neben dir Stöhnen und Keuchen. Wenn schon nicht weiter vorne mit vorbildlicheren Läufern, dann eben allein das ertragen."

Und grad sehe ich zufällig, dass mein Laufvorbild vor 4/5 Jahren, Laufveranstalter und Freund S. über (!) 20 Minuten länger brauchte. Was muss dem passiert sein gestern. Damals rannte er, nur mit mir alleine, mal 30 Kilometer von Alt-Wittnau durch den Wald und entlang dem See nach Tegel-Ort hin, und wieder zurück. Und da, auf den letzten zwei Kilometern, hat er vorsichtig gefragt, ob ich es jetzt nicht sein lassen möchte. Ich? ich gab aber nicht klein bei, sondern schüttelte tapfer den Kopf, sah es als Dank an, dass er mit mir lief, als Pflicht, jetzt nicht einzuknicken. Und ich ging, während er auf die andre Seite rüber nach Hause lief, so aufrecht wie möglich zur nächsten Busstation. Jedoch total weich in den Knien, schaffte ich es nur noch langsam gehend, Meter um Meter, kaum zur Busstation, da rechts am Straßenrand. (Ich hatte noch nicht die Erfahrung: Wenn Du den Laufrhythmus aufgibst, und gehst, kommt dein Körper ganz durcheinander, blockiert irgendwie, find ich).

Jedoch die nächsten Halbmarathons dann schaffe ich in 1.52 - 1.54; (gestern nur in 2.02) - die nächsten zwei Marathons leider nur 4.0 (und nie unter 4!). Die ich wenigstens bis zum Ziel durchgelaufen bin!!
Aber auch S. kam jetzt später an? Was war ihm passiert?

Wie ich gestern bei Kilometer 10 und 11 plötzlich ganz müde und schwach in den Beinen wurde, keine Automatik der Bewegungsabläufe nach einer halben, etwa dreiviertel Stunde sich einstellte, so dass ich am Ende mir die Laufschritte zum Ziel vorstellen, planen musste: ach diese Katastrophe dachte, denke ich, sollte einmalig bleiben  hoffentlich (in der Gewissheit setzte ich mich auch nach der halben Strecke dieser Tortur aus  bin ja überhaupt kein Masochist, oder?). Denn ich möchte auch wieder mal nen Halbmarathon gut, sportlich, vielleicht schön, jedenfalls als Kür bestehen! Damit ich gesund und auch, wie man hier in Berlin sagt: helle bleibe.

Start-Nummer 811



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